Ein Haus, das mehr als nur ein historisches Gebäude ist. Das Ojukheon Haus ist ein Fenster in die koreanische, kulturelle Vergangenheit.
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Das Ojukheon Haus (오죽헌) ist eines der ältesten erhaltenen Holzhäuser Koreas, umgeben von schwarzen Bambushainen ist es ein Ort, der von der reichen Kultur und den bedeutenden Persönlichkeiten der Joseon-Dynastie erzählt. Hier lebten Shin Saimdang (신사임당), eine der bekanntesten Künstlerinnen in Korea, und ihr Sohn Yi I (이이), ein angesehener konfuzianischer Gelehrter. In diesem Artikel erfahrt ihr, welche historische Bedeutung das Haus hat und welche zahlreichen Einrichtungen wie das Hanbok-Erlebniszentrum oder Museen es sonst noch auf dem großen Gelände zu finden sind.
Kulturelles Erbe Koreas unter einem Dach
Das Ojukheon Haus in Gangneung ist ein Ort von immensem kulturellem und historischem Wert in Südkorea. Der Name „Ojukheon“, was übersetzt „Haus des schwarzen Bambus“ bedeutet, leitet sich von den dichten Bambushainen ab, die das Gelände umgeben. Diese Bambuspflanzen symbolisieren in der koreanischen Kultur Ausdauer und Reinheit. Erbaut während der Joseon-Dynastie im 16. Jahrhundert, war es die Heimat von Shin Saimdang, einer gefeierten Künstlerin, Dichterin und Symbolfigur für die ideale koreanische Mutter, sowie ihres Sohnes Yi I, einem der bedeutendsten konfuzianischen Gelehrten seiner Zeit.

Shin Saimdang war ein einzigartiges Beispiel für die Verbindung von Kunst, Gelehrsamkeit und Familiensinn in ihrer Zeit. Bekannt für ihre herausragenden Gemälde, insbesondere von Pflanzen und Insekten, sowie für ihre Poesie, wird sie oft als „Mutter Koreas“ bezeichnet. Sie stellte einen seltenen Fall dar, in dem eine Frau in der patriarchalischen Gesellschaft der Joseon-Dynastie öffentliche Anerkennung für ihre künstlerischen Fähigkeiten und ihre moralischen Werte erhielt.

Ihr Sohn, Yi I, auch bekannt unter seinem Gelehrtennamen Yulgok, war ein Vordenker des Neokonfuzianismus und ein Reformer, der sich für die Stärkung der nationalen Verteidigung und die Verbesserung des Bildungssystems einsetzte. Er hinterließ ein bedeutendes Erbe und schrieb wichtige Werke wie „Gyeokmongyogyeol“ (격몽요결) – eine Anleitung zur Erziehung der Jugend, das bis heute als Schlüsseltext der konfuzianischen Philosophie in Korea gilt.
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Beide sind heute so bedeutend, dass ihre Gesichter die koreanischen 50.000-Won- und 5.000-Won-Banknoten zieren. Im Ojukheon Haus könnt ihr also die Verbindung zwischen Geschichte, Kultur und Natur erleben, die weit über einen einfachen Museumsbesuch hinausgeht. Das Ojukheon Haus dient nicht nur als Erinnerungsstätte, sondern auch als Standort für Koreas kulturelle Identität und Werte.
Ojukheon Haus: Einrichtungen und Erlebnisse
Das Ojukheon Haus in Gangneung ist wie ein lebendiges Kulturzentrum, wo man spannende Museen, aber auch interaktive Erlebnisse entdecken kann, um die koreanische Kultur hautnah zu erleben. Hier ist eine Übersicht aller Highlights, die ihr dort findet:
Historische Gebäude

Im Mittelpunkt des Geländes steht natürlich das Ojukheon Haus selbst, das mit seiner gut erhaltenen Holzarchitektur zu den ältesten Gebäuden in Korea zählt. Hier lässt sich die authentische Lebensweise einer der bedeutendsten Familien jener Zeit nachempfinden. Dazu gehört das Sarangchae, das traditionelle Gästehaus, in dem Besucher empfangen wurden und Gelehrte oft Diskussionen führten. Das Anchae, das Hauptwohnhaus der Frauen und der Familie. Und der Eojegak-Pavillon, in dem königliche Erlasse und persönliche Gegenstände von Yi I aufbewahrt werden.
Kulturelle Gedenkstätten
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Direkt neben dem Ojukheon Haus befindet sich der Munseongsa-Schrein, der Yi I gewidmet ist – ein ruhiger Ort, der seine konfuzianischen Prinzipien und seinen Einfluss auf die koreanische Kultur würdigt. Etwas abseits lädt die Yulgok-Gedenkhalle dazu ein, tiefer in das Leben und die Leistungen von Yi I einzutauchen. Die Ausstellung zeigt persönliche Artefakte, Manuskripte und Dokumente, die seinen Beitrag zur Philosophie und Politik der Joseon-Zeit hervorheben. Die Ausstellung wird jedoch auch durch die Kunstwerke seiner Mutter Shin Saimdang und ihre Familiengeschichte ergänzt.
Museen
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Gleich mehrere Museen auf dem Gelände laden dazu ein, die Geschichte und Kultur Koreas aus verschiedenen Blickwinkeln zu entdecken. Das Gangneung-Geldmuseum bietet einen spannenden Einblick in die Entwicklung der koreanischen Währung. Hier erfahren Besucher, wie sich Münzen und Banknoten im Laufe der Jahrhunderte verändert haben. Im Städtischen Museum von Gangneung werden lokale Artefakte und kulturelle Schätze aus der Region präsentiert. Die Sammlung reicht von historischen Keramiken über traditionelle Kleidung bis hin zu Relikten aus der Joseon-Dynastie. Das Yulgok Bildungszentrum ist eine weitere Einrichtung mit interaktiven Ausstellungen und informativen Präsentationen. Hier könnt ihr euch lebendig werdende Gedichte, Kalligrafien und Gemälde ansehen, Yi I und Shin Saimdang durch Spiele kennenlernen, in den Werkstätten mitmachen und noch viele andere Sachen erleben.
Hanbok-Erlebnis
Im Hanbok-Erlebniszentrum habt ihr die Gelegenheit, einen prächtigen Hanbok, das typische Gewand der Joseon-Dynastie, auszuleihen und vor authentischer Kulisse des Ojukheon Hauses, umgeben von malerischen Bambushainen und traditioneller Architektur einzigartige Fotos zu schießen. Das Ausleihen kostet 10.000 Won für 2 Stunden.
Souvenirs
Ein Besuch im Solhyang Souvenirladen auf dem Gelände des Ojukheon Hauses bildet den perfekten Abschluss eines kulturellen Ausflugs. Hier findet ihr eine einzigartige Auswahl an Souvenirs und traditionellem Kunsthandwerk, die man sonst nirgendwo findet: von handgefertigten Keramiken über Bambusartikel bis hin zu Kunstwerken, die die Ästhetik von Shin Saimdang widerspiegeln.
Praktische Tipps für den Besuch
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Lage: Das Ojukheon Haus befindet sich in Gangneung und ist bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto zu erreichen – vor Ort stehen ausreichend Parkmöglichkeiten zur Verfügung.
Öffnungszeiten und Preis: Die Öffnungszeiten sind von 9:00-18:00 Uhr, wobei Tickets nur bis 17:00 gekauft werden können.
Beste Reisezeit: Im Frühling, wenn die Bambuslandschaft rund um das Haus in sattem Grün leuchtet und die Atmosphäre besonders idyllisch ist. Auch der Herbst ist ideal, wenn man das Ojukheon Haus in Gangneung bei etwas kühleren Temperaturen und umgeben von Herbstlaub besuchen möchte.
Webseite (nur auf Koreanisch): https://www.gn.go.kr/museum/index.do
Weitere Highlights in Gangneung: Wer seinen Besuch im Ojukheon Haus mit weiteren Highlights kombinieren möchte, für den sind die Strände von Gangneung ein Muss. Besonders beliebt ist der Jumunjin Beach (주문진해변), an dem sich die berühmte BTS-Bushaltestelle befindet – ein absoluter Fotospot für Fans. Gleich in der Nähe liegt der Jumunjin Breakwater (주문진방사제), bekannt als romantische Kulisse aus dem K-Drama Goblin. Für Strandliebhaber gibt es aber noch viele weitere wunderschöne Strände entlang der Küste wie den Gyeongpo Beach (경포해수욕장), mit seinem weichen Sand und der malerischen Aussicht. Gangneung ist außerdem als Kaffeestadt bekannt. Entlang der Kaffeestraße am Gyeongpo-See gibt es zahlreiche charmante Cafés, in denen der Kaffee oft vor Ort frisch geröstet wird. Wer nach einem kulturellen Erlebnis sucht, sollte das Arte Museum Gangneung besuchen. Dieses immersive Museum verbindet Kunst und Technologie in beeindruckenden Installationen
Ojukheon Haus – Eine Zeitreise ins alte Korea
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Das Ojukheon Haus in Gangneung ist ein lebendiges Stück koreanischer Geschichte. Die gut erhaltenen Gebäude geben euch einen authentischen Einblick in die Lebensweise der Joseon-Dynastie. Museen wie das Gangneung-Geldmuseum oder die Yulgok-Gedenkhalle vermitteln nicht nur Wissen über Yi I und Shin Saimdang, sondern lassen die kulturellen und intellektuellen Errungenschaften dieser Ära spürbar werden. Ergänzt durch das Hanbok-Erlebnis und die idyllische Bambuslandschaft bietet das Gelände ein einzigartiges Zusammenspiel aus Kultur, Natur und Interaktivität. Für alle, die sich für koreanische Geschichte und Kunst interessieren, ist das Ojukheon Haus ein absolutes Allrounder-Erlebnis. Ein Besuch hier ist wie eine kleine Zeitreise – inspirierend, lehrreich und unvergesslich.