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Hochzeit in Korea (Teil 2) – Die traditionelle koreanische Hochzeit

  • Autorenbild: Karina
    Karina
  • 5. Okt. 2024
  • 7 Min. Lesezeit

Bunte Farben und tief verwurzelte Rituale – so sieht die jahrhundertealte, traditionelle koreanische Hochzeit aus, die man bis heute in Korea erleben kann.

Eine Frau im traditionellen koreanischen Hochzeitsgewand

Im ersten Teil des Specials haben wir uns die moderne Hochzeit in Korea angeschaut – glamouröse Veranstaltungen, die oft in eleganten Hochzeitszentren stattfinden und von Effizienz geprägt sind. Doch neben all dem modernen Glanz gibt es auch eine tief verwurzelte Tradition, die bis heute in Ehren gehalten wird: die traditionelle koreanische Hochzeit. Diese Zeremonie blickt auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück und ist reich an symbolischen Handlungen, die das Zusammenkommen zweier Familien feiern. Jede Geste, jedes Ritual stehen dabei für das Streben nach einem glücklichen und harmonischen Leben – sowohl für das Brautpaar als auch für ihre zukünftige Familie.


Die Hochzeitskleidung im Joseon-Stil

Allein schon die traditionellen Gewänder beeindrucken bei solchen Hochzeiten durch ihr Aussehen. Die traditionelle koreanische Hochzeitskleidung ist äußerst prunkvoll und spiegelt eine tief verwurzelte historische Bedeutung wider. In der Vergangenheit orientierten sich die einfachen Leute an der Mode des Adels, der wiederum den Stil der königlichen Familie nachahmte. Am Hochzeitstag war es den Bürgerlichen erlaubt, Kleidung zu tragen, die normalerweise ihrem Status nicht entsprach. So konnten sie sich für einen Tag wie Mitglieder der Führungsschicht oder sogar wie Teil der königlichen Familie fühlen.

Männer trugen an diesem besonderen Tag oft Kleidung, die der von hochrangigen Beamten ähnelte. Ein Beispiel dafür ist die violette oder blaue Uniform namens "Danryeong" (단령), die oft mit einem Kranich-Emblem verziert war, zusammen mit einem Gürtel und dem passenden Hut "Samo" (사모). Erst in den letzten Jahrzehnten wurde die Hochzeitskleidung noch weiter aufgewertet, sodass das Brautpaar heute hauptsächlich königliche Gewänder trägt. Der Bräutigam trägt ein "Gonryongpo" (곤룡포), das königliche Gewand mit einem Drachen-Emblem, sowie den dazugehörigen königlichen Hut "Ikseongwan" (익선관).


Brautpaar in traditionellen koreanischen Hochzeitsgewändern
Traditionelle koreanische Hochzeitskleidung: Bräutigam in einem dunklen Gewand und die Braut in Rot-Blau.

Die Braut hingegen trägt ein spezielles Prinzessinnengewand für Zeremonien aus der Joseon-Dynastie, das "Hwarot" (활옷), welches über einen schlichten Hanbok gezogen wird. Ergänzt wird dieses Gewand durch die festliche Kopfbedeckung "Jokduri" (족두리), den Haarstab "Binyeo" (비녀), die Hochzeitsschleife "Deurimdaenggi" (드림댕기) und die traditionellen Hanbokschuhe "Kkossin" (꽃신). Ein altes Brauchtum, das bis heute erhalten geblieben ist, sind rote Punkte, die Bräute sich manchmal auf die Wangen und die Stirn malen oder kleben, da man früher glaubte, dass die rote Farbe böse Geister vertreibe.


Traditionell trug der Bräutigam eher dunkle Farben und die Braut ein rot-blaues Gewand. Im modernen Südkorea wurden diese Gewänder jedoch an aktuelle Trends angepasst, sodass auch andere Farben, darunter sogar Weiß, für die Hochzeitskleidung ausgewählt werden können.


Ablauf einer traditionellen koreanischen Hochzeit

Traditioneller koreanische Hochzeitsaltar mit symbolischer Deko und Blumen im Hintergrund
Braut und Bräutigam sitzen an gegenüberliegenden Seiten und können durch den hohen Tisch einander erspähen.

Auch wenn heutzutage die meisten Paare in Korea eine Hochzeit im westlichen Stil bevorzugen, gibt es immer noch die Möglichkeit, eine traditionelle Zeremonie zu wählen. Diese findet nicht in prunkvollen Wedding Halls, sondern oft in Hanok Dörfern, traditionellen Kulturzentren oder in Konfuzianischen Akademien statt. Auf Koreanisch werden solche Plätze, wo die traditionelle koreanische Hochzeit stattfindet, als “Choryecheong” (초례청) bezeichnet. Dabei können die Bräuche und die Symbolik je nach Region und den individuellen Wünschen des Paares stark variieren. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf einige der Möglichkeiten, die es teilweise bei meiner eigenen Hochzeit gab, wie eine solche Hochzeit gestaltet werden kann und welche Bedeutung die Symbolik trägt.


Jeonanrye (전안례) – die Ankunft des Bräutigams

Eine Schale fliegt in Stücken auseinander
Die erste Hürde, die der Bräutigam überwinden muss: das Zertreten einer Schale

Die Ankunft des Bräutigams ist ein bedeutender Teil der traditionellen koreanischen Hochzeit. Bei einer solchen Zeremonie “reist” der Bräutigam in einer Prozession zu den Eltern der Braut, begleitet von mehreren Menschen oder zumindest von einer nahestehenden Person, wie einem Verwandten oder einem engen Freund. Auf dem Weg zum Altar muss er eine Schale zerbrechen – ein symbolischer Akt, der zeigt, dass der Bräutigam bereit ist, alle Schwierigkeiten und Herausforderungen in der Ehe zu meistern. Danach folgt ein weiteres wichtiges Element: das Geschenk einer Holzgans an die Brauteltern, die Treue und Beständigkeit repräsentiert. Die Mutter der Braut nimmt diese Gans entgegen und wickelt sie in ihren Rock ein, um die Verbindung der beiden Familien zu segnen und das Versprechen der Treue zu unterstreichen. Der Bräutigam nimmt anschließend seinen Platz an der Ostseite des Altars ein.


Die Braut und die Mütter

Nach dem Bräutigam folgt der feierliche Auftritt der Braut. Sie kann entweder zu Fuß am Zeremonieort erscheinen oder, ganz traditionell, in einem Palankin – einer kunstvoll geschmückten Sänfte – getragen werden. Dies hängt ganz von den Wünschen des Brautpaares ab. Dieser Teil der Zeremonie verleiht der Hochzeit eine besonders elegante und festliche Atmosphäre. Begleitet wird die Braut oft von Personen, die ebenfalls in traditionelle Kleidung gehüllt sind, was den historischen und kulturellen Charme der Zeremonie zusätzlich unterstreicht. Schließlich setzt sich die Braut an die Westseite des Altars.


Frauen in Hanboks zünden zwei Kerzen an
Die Mütter entzünden zwei Kerzen, was den Beginn der Zeremonie kennzeichnet.

Bevor die eigentliche Zeremonie beginnt, treten die Mutter der Braut und die Mutter des Bräutigams voreinander, begrüßen sich gegenseitig und die Gäste. Anschließend zünden sie jeweils eine Kerze an: eine rote Kerze auf der Seite des Bräutigams und eine blaue Kerze auf der Seite der Braut. Diese farblichen Symbole stehen im Einklang mit der Yin-Yang-Philosophie, wobei Rot für Yang (männliche Energie) und Blau für Yin (weibliche Energie) stehen. Das Entzünden der Kerzen symbolisiert das Gleichgewicht und die Harmonie, die das Paar in ihrer Ehe anstreben soll.


Das Anzünden der Kerzen durch die Mütter wurde heutzutage in die moderne Hochzeitszeremonie übernommen, wo beide Mütter vor dem Einzug des Brautpaares ebenfalls zwei Kerzen anzünden, die jedoch häufig einfach weiß sind.

Gyobaerye (교배례) – Beginn der Hochzeitszeremonie

Bräutigam verbeugt sich bis auf dem Boden vor der Braut.
Braut und Bräutigam verbeugen sich voreinander abwechselnd.

Die traditionelle Hochzeitszeremonie in Korea, auch Gyobaerye genannt, ist sowas wie die Vorbereitung auf die traditionelle koreanische Hochzeit. Zuerst reichen Helfer, die das Brautpaar während der Zeremonie unterstützen, den beiden Wasser, damit sie ihre Hände waschen können. Dieses Ritual symbolisiert die Reinigung von Körper und Geist für die Zeremonie. Danach beginnt die Zeremonie: Die Brautleute stehen sich gegenüber und verbeugen sich tief voreinander – die Braut zweimal, der Bräutigam einmal. Diese Abfolge wird wiederholt, wobei die unterschiedliche Anzahl der Verbeugungen ebenfalls symbolisch auf das Prinzip von Yin und Yang zurückgeht. Die Frau repräsentiert das Yin, weshalb sie die kleinste Anzahl an geraden Verbeugungen macht, während der Mann das Yang verkörpert und die kleinste Anzahl ungerader Verbeugungen vollzieht. Allerdings variiert dieser Brauch je nach Region und kann heute auch auf jeweils eine Verbeugung reduziert werden.


Die tiefe Verbeugung ist ein Ausdruck von Respekt und Hingabe, die beide Partner füreinander empfinden, und bildet den symbolischen Beginn ihres gemeinsamen Lebens. Nach den Verbeugungen nehmen Braut und Bräutigam Platz an kleinen Zeremonietischen, die als "Gyobaerye Tisch" oder "Daerye Tisch" bekannt sind. 


Hapgeunrye (합근례) – das Trinken des Hochzeitsweins 

Frau im Hanbok gießt Reiswein in eine Schale
Traditionell werden Becher mit Reiswein bei der Zeremonie zwischen Braut und Bräutigam ausgetauscht.

Auf den kleinen Zeremonietischen, die vor der Braut und dem Bräutigam stehen, befinden sich jeweils ein kleines Gefäß mit Reiswein – heutzutage oft auch nur Wasser – und ein Becher. Während des Hapgeunrye wird der "Reiswein" von den Helfern in die Becher gegossen. Braut und Bräutigam nehmen jeweils einen Schluck, tauschen dann die Becher aus und trinken erneut. Dieses Ritual symbolisiert das Zusammenführen ihrer Seelen und das Versprechen, ihr Leben für 100 Jahre miteinander zu teilen. Der gemeinsame Genuss des Weins steht für die enge Verbindung, die sie nun als Ehepaar eingehen.


Cheongsil-Hongsil (청실홍실) – blauer Faden, roter Faden

Roter und blauer Faden, miteinander verwoben, hängt zwischen Kiefer- und Bambusästen
Die Faden vom Braut und Bräutigam werden miteinander verwoben.

Nach dem Trinken des Hochzeitsweins folgt ein weiteres symbolisches Ritual: Zwei Fäden, einer rot vom Bräutigam und einer blau von der Braut, werden miteinander verwoben und auf Kiefer und Bambus platziert. Warum ausgerechnet diese beiden? Beide Bäume bleiben das ganze Jahr über unverändert, genau wie die Liebe des Brautpaares es tun soll. Die Kiefer steht dabei für die Langlebigkeit des Paares, während der Bambus ein prachtvolles Leben, Treue und Tugend symbolisiert. Dieses Ritual verdeutlicht die Hoffnungen auf ein dauerhaftes und harmonisches Eheleben.


Traditionelle koreanische Hochzeit – der Abschluss

Brautpaar und Helfer verbeugen sich vor den Eltern
Wichtiger Teil einer jeden Hochzeitszeremonie in Korea: die Verbeugung vor den Eltern.

Zum Abschluss der traditionellen koreanischen Hochzeit folgt ein Brauch, der auch in der modernen Hochzeitszeremonie seinen Platz gefunden hat: Das Brautpaar drückt den Eltern seine Dankbarkeit und Respekt aus. Zuerst verbeugen sich Braut und Bräutigam vor den Eltern der Braut, anschließend umarmt man sich. Danach wiederholt das Paar diesen Akt bei den Eltern des Bräutigams. Zum Schluss verbeugen sich Braut und Bräutigam vor den Gästen. Im Gegensatz zur Hochzeit in Weiß bejubeln die Gäste das Paar bei der traditionellen koreanischen Hochzeit und rufen ihnen zu, dass sie ein glückliches gemeinsames Leben führen mögen: “행복하게 잘 사시오!” – [haengbok-hage jal sashi-o!]. Dieser Moment voller Freude und Segen bildet den feierlichen Höhepunkt der Zeremonie. 


Traditionelle Mini-Events

Traditionelle Mini-Events sind eine charmante Ergänzung zur klassischen – und manchmal vielleicht etwas steifen – Zeremonie und bringen eine spielerische Note in die traditionelle koreanische Hochzeit. Eines dieser Mini-Events ist zum Beispiel das Tofu-Heben. Hierbei muss der Bräutigam ein Stück Tofu mit großen Holzstäben in die Höhe heben, um seine Gewitztheit und Geschicklichkeit unter Beweis zu stellen.


Ein weiterer bekannter Brauch ist das Pyebaek-Event (폐백), das oft zum Schluss stattfindet. Bei diesem Ritual breiten Braut und Bräutigam gemeinsam das Tuch aus, welches die Braut über ihren Händen trägt, und die Eltern werfen Kastanien und Jujuben hinein. Die Kastanien stehen für Söhne und die Jujuben für Töchter – es wird also symbolisch für zukünftigen Nachwuchs gesorgt. Es gibt jedoch auch andere Interpretationen für die Kastanien und Jujuben.


Ein besonders spaßiger Moment ist das Mini-Event "Wer hat die Hosen an?" Braut und Bräutigam beißen gleichzeitig von unterschiedlichen Seiten in ein Stück Gebäck beispielsweise. Derjenige, der das letzte Stück für sich beansprucht, soll laut Tradition das Sagen in der Familie haben. Die Gäste dürfen laut mit anfeuern. Diese kleinen Spiele lockern die Zeremonie auf und bringen die Gäste zum Schmunzeln.


Harmonie der Tradition

Ein Mann im Hanbok verbrennt eine Schrift
Die traditionelle koreanische Hochzeit ist voller Symbolismus.

Die traditionelle koreanische Hochzeit ist eine reiche und bedeutungsvolle Zeremonie, die durch ihre symbolischen Handlungen die Einheit und das gemeinsame Leben des Brautpaars sowie ihrer Familien feiert. Jedes Ritual, vom Anzünden der Kerzen über Verbeugungen bis hin zum Trinken des Hochzeitsweins, hat eine tiefe Bedeutung und vermittelt Werte wie Treue, Respekt und Harmonie. Nur wenige solcher Elemente einer traditionellen Hochzeitszeremonie haben es bis heute überlebt, da viele Bräuche nicht mehr zeitgemäß sind und die Paare vereinfachte Versionen der traditionellen Rituale wählen. Dennoch ist es schön, dass man weiterhin die Möglichkeit hat, die traditionelle koreanische Hochzeit zumindest im kleinen Rahmen zu leben und zu erleben.


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Über mich

Als Blogger entführe ich euch in die täglichen Abenteuer meines Lebens in Korea, die ich auf verschiedensten Plattformen dokumentiere. Ob ich auf Reisen gehe oder einfach nur den Alltag in Korea festhalte, in diesem Blog möchte ich all diese einzigartigen Erfahrungen zusammenfassen und mit euch teilen.

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